Home Up    

[Die Deutsche Seiten]

Wann haben Sie Ihr Kind zum letzten Mal umarmt?

Freie Übersetzung von:

A cuddle a day can keep a life of crime at bay


Während Kleinkinder in Europa meist noch von allen Seiten Zärtlichkeit erfahren, gehen Heranwachsende auch bei uns nicht selten leer aus, obwohl sie sich nach Zärtlichkeit nicht weniger sehnen. Eltern mögen leicht den Eindruck bekommen, ihre 13-, 14-Jährigen wollten das auch gar nicht mehr. Ob sie sich nicht täuschen? Jugendliche haben ein feines Gespür für Veränderungen in den Beziehungen, auch für den Verlust von Unbefangenheit. Wenn ich in Familien komme, ist für mich immer erstaunlich - und irgendwie bezeichnend -, wie die Fotoalben mit dem Alter der Kinder immer dünner und nichts sagender werden.

Hoffen wir, dass amerikanische Zustände nicht nach Europa rüberschwappen, denn da wird schon den kleinen Kindern die natürliche Zärtlichkeit ausgetrieben. Erinnern wir uns, dass Johnathan für einen Kuss auf die Wange seiner kleinen Freundin tagelang von der Schule ausgeschlossen wurde. Kein Einzelfall, wie Monika Courtney-Widmer, eine Bekannte der Wüthrichs, im Zusammenhang mit dem Fall Raoul erbost mitteilte. Ihr siebenjähriger Sohn war von der Rektorin der Schule in Evergreen (Colorado) getadelt worden - er hatte einer Mitschülerin einen Kuss auf die Wange gedrückt. "Bei uns in der Schweiz ein normaler Ausdruck von Zuneigung zwischen Kindern", empörte sich die Mutter. Nun muss sie ihm klar machen, dass das in den USA als Vorstufe zum sexuellen Missbrauch angesehen wird.

Kirsty Walker berichtet in seinem eingangs erwähnten Artikel von Forschungsergebnissen, die Dr. Tiffy Field anlässlich der Tagung der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft in Boston 1999 vorstellte.

Ihr Team hatte die Interaktionen zwischen Kindern und ihren Eltern beobachtet:

Im Restaurant:
In Frankreich berührten die Eltern ihre Kinder 110-mal im Verlauf einer halben Stunde,
in den USA kam es gerade einmal zu 2 Berührungen in derselben Zeitspanne.

Auf dem Spielplatz:
Französische
Kinder unterbrachen häufig ihr Spiel oder ihre Zwischenmahlzeit, um sich bei den Eltern einen Kuss oder eine Umarmung zu holen. Genau genommen räumten sie solchen Zärtlichkeiten 25% der Aufenthaltsdauer ein.
Amerikanische Kinder opferten dafür gerade einmal 7% ihrer Aufenthaltsdauer auf dem Spielplatz.

Beobachtungen von Aggressivität unter den Kindern:
In den USA kam es während 37% der Aufenthaltsdauer auf Spielplätzen zu aggressiven Handlungen,
in Frankreich gerade einmal während 1%.

Für Dr. Field gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Mangel an Zärtlichkeit und Gewaltbereitschaft. Sie beschreibt die Atmosphäre allgemeinen Misstrauens im Schlepptau der Missbrauchshysterie, die zahllose Erwachsene in Kinderheimen und Schulen, zahllose Eltern - und vor allem Väter - derart verunsichert hat, dass sie lieber jegliche Zärtlichkeit im Umgang mit Kindern unterlassen, als eine Klage wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu riskieren. Sie erwähnt die traurige Realität, wo ein Kind nach einem Sturz noch so bluten und um Hilfe schreien mag: der Lehrer wird sich hüten, es anzufassen, aufzurichten, zu trösten und seine Wunden zu säubern.

"Kinder leiden unter diesem Zustand ausserordentlich, und Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Kinder, welchen es an zärtlichen Erfahrungen mangelt, in ihrer psychischen und körperlichen Entwicklung beeinträchtigt sind. Kinder, die nicht umarmt und geküsst werden, laufen Gefahr, Depressionen und Angstgefühle zu entwickeln, weil sie sich nicht geliebt fühlen. Sie laufen Gefahr, zu gewaltbereiten Erwachsenen zu werden."

(pa)

 

[Die Deutsche Seiten]

Home Up