Untersuchungen, Modelle und Ideologie
Wie ist falsche Ideologie zu bekämpfen?
Dr. Frans E.J. Gieles
In Koinos 60 haben wir einige
Ergebnisse von Untersuchungen über intergenerationelle intime
Beziehungen beschrieben. Wir erwähnten Untersuchungen, die nicht
voreingenommen waren oder Erfahrungen zumindest mit offenem Blick
betrachteten. In vielen anderen Fällen aber vermischen sich Moral und
Wissenschaft. Bestimmte Fakten oder Ansichten dürfen nicht
existieren, dürfen nicht wahr sein, und deshalb können
sie nicht wahr sein.
Wie kann man in ‘Wissenschaft’ gekleidete falsche Ideologie
bekämpfen?
| In seiner Untersuchung unter 1058 Befragten fand Michael
Baurmann heraus, dass mehr als 50 % der ‘Opfer’ sich nicht
als ‘Opfer’ betrachteten. Von den Jungen in seiner Untersuchung
bezeichnete sich keiner als Opfer. |
| Ein anderer Forscher, Rüdiger
Lautmann, stellte fest, dass seine sechzig Befragten, die sich
alle zu Kindern hingezogen fühlten, ihre eigenen ethischen Normen
und Lebensweisen entwickelt hatten, vor allem mit Hilfe von
Selbsthilfegruppen. |
| Michael
Griesemer kritisierte die üblichen Untersuchungen über
intergenerationelle Kontakte als unzulänglich wegen schlechter oder
mangelnder Definitionen, schiefer Argumentationen und sonstiger
methodologischer Fehler. |
| Und Horst
Vogt konstatierte, dass die Hälfte seiner Befragten
gesellschaftlich gut funktionierte und psychologisch gesund war,
außer wenn man gestresst war. |
Wie gingen diese Forscher vor?
Welche Arten von Untersuchungen stellten sie an? Welches Modell
wählten sie?
| Lautmann und Baurmann benutzten ein qualitatives Modell,
genauer gesagt das narrative Modell. Sie baten die Befragten,
sich mündlich oder schriftlich zu ihren Erfahrungen, Empfindungen
und Ansichten zu äußern, also ihre Sicht der Dinge zu
schildern.
Ein Forscher, der sich für dieses Modell entscheidet, geht nicht
von einer Hypothese aus, sondern beginnt mit einer offenen Frage.
Lautmann befragte auf diese Weise die erwachsenen Partner, Baurmann
die jugendlichen Partner.
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| Eine weitere qualitative Methode ist die historische Methode.
Wer dieses Modell benutzt, versucht eine Behauptung oder eine
Hypothese mit Hilfe von historischen Daten zu beweisen. Die
Untersuchung von Griesemer stützt sich auf dieses Modell.
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| Vogt schließlich benutzt eine quantitative Methode, die
eine spezifische Hypothese zu widerlegen versucht. Er misst
seine Faktoren und schafft Variable und untersucht anschließend die
Korrelation zwischen den Variablen. |
Modelle der Interpretation und der Betrachtungsweise
Jeder Forscher hat eine Betrachtungsweise, welche die Grundlage
seiner Untersuchung bildet; eine Betrachtungsweise, innerhalb deren er
seine Frage formuliert oder seine Hypothese aufstellt und innerhalb
deren er die Daten und Ergebnisse interpretiert. Er hat eine
Betrachtungsweise in Bezug auf den Untersuchungsgegenstand und eine
dieser zu Grunde liegende Betrachtungsweise in Bezug auf den Menschen,
die Gesellschaft und das menschliche Wissen.
Man könnte es sogar wie folgt formulieren: Jeder Autor hat eine zu
Grunde liegende Betrachtungsweise und jede Betrachtungsweise hat, oder
ist, ihrerseits eine zu Grunde liegende Ideologie. Jede
wissenschaftliche Untersuchung hat somit in gewissem Sinne eine zu
Grunde liegende Ideologie. Wer sich dessen bewusst ist, meidet den
Fallstrick der verschlossenen oder falschen Ideologie.
In der wissenschaftlichen Literatur zu intimen intergenerationellen
Beziehungen unterscheidet man viele Arten von Forschungsmodellen.
| An dem einen Ende des Spektrums finden sich die Modelle, ‘die
alles schon wissen’. In diesen Modellen werden keine Fragen
gestellt; man erteilt kurzerhand eine direkte Antwort. Diese
Modelle kennzeichnen sich durch eine beschränkte Betrachtungsweise
und einen beschränkten Gesichtskreis.
| Ein Beispiel dafür ist das Modell der ‘Denkfehler’, in
dem ausschließe politisch korrekte Argumentationen ‘richtig’
sind. Wer anders argumentiert, liegt schief und ist mit einer
kognitiven Störung behaftet. |
| Ein zweites Beispiel für beschränkte ‘Wissenschaft’ ist
das feministische Modell. Auch in diesem Modell kennen die
Forscher die Antworten, noch bevor auch nur eine einzige Frage
gestellt worden ist. Nötigenfalls korrigieren sie die
Wirklichkeit. Das feministische Modell beschreibt unser Umfeld
nach einem simplen Schema: Eine Frau ist immer gut, ein Mann ist
immer schlecht. |
| In der ‘Dämonologie’, einem dritten Beispiel für ein
Modell, ‘das alles schon weiß’, lässt dich überhaupt
keine Argumentation entdecken, geschweige denn eine kritische
Argumentation. Hier lautet die Dichotomie nicht ‘wahr oder
unwahr’, sondern ‘moralisch gut oder schlecht’.
Überflüssig zu sagen, dass in diesem Modell jeder, der ein
Kind liebt, per definitionem schlecht ist, ein Dämon
ist. Ohne dass man es weiß, lässt man sich blindlings von dem
eigenen Schatten, dem eigenen inneren Dämon führen.
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| Einen Kontrast zu diesen und anderen beschränkten Modellen bilden
die Forschungsmodellen, in denen Fragen gestellt werden und
versucht wird, ehrliche Antworten zu bekommen; Modelle, in denen man
die Antworten in einem größeren Kontext sucht.
| Bei der Untersuchung der Dynamik der menschlichen Seele
beispielsweise wird seriös, auf der Grundlage von Respekt, nach
der menschlichen Seele und deren Dynamik geforscht. Der Forscher
beschreibt die inneren Kräfte und ihre Dynamik ohne eine moralisches
Urteil zu fällen. |
| Die historische Vorgehensweise ist ein weiteres Beispiel.
Diese Methode distanziert sich zuweilen von der narzistischen
Betrachtungsweise, wonach nur unsere moderne, westliche Kultur
‘erleuchtet wurde’ und Menschen in anderen Kulturen schlicht
und einfach dumm waren oder immer noch sind. |
| Sozialstrukturmodelle, ein drittes Beispiel, versuchen ein
bestimmtes Phänomen innerhalb des sozio-historischen Kontextes
zu erklären. Ein gesellschaftliches Ereignis vollzieht sich in
einem bestimmten Zeitlauf und ist in dessen Kontext zu
betrachten. |
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Ein Forscher, der beschränkte Forschungsmodelle benutzt, wird in
Bezug auf seine Fragen, Hypothesen, Ergebnisse und Schlussfolgerungen
stark von der zu Grunde liegenden Ideologie beeinflusst. Wer daran
glaubt, dass Minderjährige Körperkontakt, Nacktsein, Schmusen und
Intimitäten mit Erwachsenen als angenehm empfinden können, gilt in der
heutigen westlichen Gesellschaft nicht nur als ‘schlecht’. Er wird
als böse, pervers, krankhaft hingestellt, er wird dämonisiert
und kriminalisiert, wenn nicht gar aus der Gesellschaft verbannt.
Bietet die Wissenschaft einen Ausweg?
Nein, leider nicht, denn die ganzen Ängste, unsinnigen Gesetze,
Freiheitsstrafen, unzulänglichen Untersuchungen und ‘Verhaltensänderungstherapien’
basieren nicht auf solider Wissenschaft.
Es ist – so meine These – keine Wissenschaft, sondern
Ideologie. Genauer gesagt: falsche Ideologie.
Wie kann man falsche Ideologie bekämpfen?
Erstens dadurch, dass man nachweist, dass es Ideologie ist –
aber danach?
| Wie soll man weiter verfahren? |
| Was soll man machen? |
| Was soll man nicht machen? |
Um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, wollen wir zunächst
einmal sehen, was Ideologie ist und bewirkt, wie sie funktioniert.
Was ist Ideologie?
Eine Ideologie ist ein starker Glaube, der nicht angezweifelt wird.
Mitunter ist man bereit, sich Fragen über das gewählte Modell zu
stellen, aber in der Regel ist das Denken geschlossen, ohne dass das
Modell selbst irgendwie in Frage gestellt wird.
Es ist wie eine Burg, die gegen Informationen verteidigt wird, die
den starken Glauben anzweifeln. Untersuchungen, die Modelle benutzen, in
denen nicht richtig gefragt wird, werden diesen Glauben bestätigen und
stärken. Es ist wie mit einer Brille: Wenn die Gläser grün sind, ist
die Welt grün.
Führen wir doch mal ein kleines Denk-Experiment durch, indem wir uns
gewissermaßen die Brille unserer Gegner aufsetzen und einen Blick auf
die oben genannten Forscher werfen. Was würde man mit dieser Brille auf
der Nase ‘sehen’?
| Baurmann befragt die jugendlichen Opfer und übernimmt ihre
Wahnvorstellung, dass sie keine Opfer seien. Die Opfer, die wir mit
unseren Therapien behandeln, bekommen von selbst heraus, dass sie
sehr wohl Opfer sind! |
| Lautmann seinerseits hört Verrückten zu und nimmt ihre
Geschichten ernst. Er erweist uns einen guten Dienst, indem er eine
Übersicht über all ihre Denkfehler verschafft. |
| Griesemer berichtet aus einer dunklen vergangenen Zeit, bevor wir
erleuchtet wurden und die Wahrheit erkannten. |
| Vogt schluckt einfach alles, was die Erwachsenen in seiner
Untersuchung erzählen, und schenkt den jugendlichen Opfern
überhaupt keine Beachtung. Er behauptet, die meisten seiner
Befragten seien ganz normale Menschen, aber das ist unmöglich.
Er weigert sich, ihre verzerrten Vorstellungen als solche zu
erkennen, und das sind sie per definitionem: Das Hegen pädophiler
Empfindungen deutet ja auf eine kognitive Störung hin. |
| All diese Autoren müssen zwangsläufig selbst pädophil sein. Ihr
einziges Anliegen ist es, den Tätern ihren Missbrauch zu
erleichtern. Wegen ihrer eigenen Störung können sie keine
zuverlässige Untersuchung durchführen oder die richtigen
Schlussfolgerungen ziehen. Sie sind voreingenommen – wir
sind das selbstverständlich nicht! |
Wie ist falsche Ideologie zu bekämpfen?
So ist Ideologie, und so funktioniert sie. Man sieht, dass sich
Moralismus und Wissenschaft vermischen. Bestimmte Fakten oder Ansichten
dürfen nicht existieren, dürfen nicht wahr sein, und deshalb können
sie nicht wahr sein.
Wie ist diese falsche Ideologie zu bekämpfen? Wie lautet Ihre
Antwort? Hier ist meine:
| 1. Sagen Sie und beweisen Sie, dass es sich tatsächlich um
Ideologie handelt.
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| 2. Veröffentlichen Sie unentwegt Faktenmaterial, zum Beispiel Rückfallzahlen,
die immer wieder als ‘sehr hoch’ dargestellt werden, in
Wirklichkeit aber sehr niedrig sind. Verbreiten Sie Informationen
über erlittene Schäden. Es heißt immer, dass in 100 % der Fälle
ein Schaden entstehe, aber Forscher wie Rind
und sein Team haben in Wirklichkeit ermittelt, dass es in 4 %
aller Fälle einen Schaden gab.
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| 3. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Präsentation ausgewogen ist. Die
Website von Ipce ist um Ausgewogenheit bemüht und erwähnt darum
auch Finkelhor, Dallas und andere und lässt auch tatsächliche
Opfer zu Wort kommen.
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| 4. Versuchen Sie nicht die große Masse zu erreichen.
Beschränken Sie sich auf den gebildeten Teil der Bevölkerung –
auf diejenigen, die, wie wir hoffen wollen, kritisch zu denken
vermögen.
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| 5. Appellieren Sie an Gefühle und Emotionen, benutzen Sie
Gedichte, Erzählungen, Filme, Romane, Bilder, Musik,
Kulturereignisse. Ein guter Popsong hat unter Umständen mehr
Einfluss als fünf wissenschaftliche Verhandlungen. Hüten Sie sich
aber vor Romantisierungen!
|
| 6. Vermeiden Sie das Wort und die Konzeption ‘pädophil’ als
Identität. Unterscheiden Sie immer zwischen Empfinden und
Verhalten.
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| 7. Erkennen Sie die Gesetze an und empfehlen Sie andere deren
Einhaltung.
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| 8. Akzeptieren Sie, dass manche Leute psychisch nicht im Stande
sind, ihre Überzeugungen in Frage zu stellen.
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| 9. Seien Sie nicht radikal. Radikale können keine Brücken
schlagen: Sie bauen Schlösser, möglicherweise sogar
Luftschlösser. Manche Radikale, so scheint es, können nur kurze
Zeit aktiv sein; dann verschwinden sie.
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| 10. Versuchen Sie zwischen Glauben A und Glauben B eine Brücke zu
schlagen. Eine Brücke ist kein Glaube, sie ist wie ein Fährmann,
der hin und her fährt.
Gehen Sie diplomatisch vor, suchen Sie nach geteilten Standpunkten
und heben Sie im Gespräch geteilte Ansichten hervor:
Menschenrechte, Respekt vor dem Gesetz, Rechte von Homosexuellen,
liebevolle Zuwendung, Rechte von Kindern und Jugendlichen. Weiter:
Sprechen Sie die Sprache Ihrer Gegner, damit die wenigstens
verstehen können, was Sie zu sagen versuchen. Benutzen Sie ihre
Begriffe, bestätigen Sie die und nuancieren Sie sie dann in Ihrem
Sinn. Sprechen Sie von ‘Behandlung (absolut notwendig, für einige’),
‘Denkfehler (kommen vor, aber nicht überall’), ‘Missbrauch
(gibt’s, aber nicht immer’) und ‘Schaden (entsteht, aber nicht
in allen Fällen’). |
Ich will solch eine Brücke sein. |